Das Kreuz bei der Anna Kapelle
Am 2. Sonntag nach Pfingsten des Jahres 1805 verkündigt Pfarrer Wagner:“ Heute nach
der Vesper wird das neu errichtete Kreuz bei der St. Anna Kapelle benediciert werden“.
Dieses Kreuz stand ursprünglich bis zur Verdohlung des Ziegelgrabens(im Volksmund
Dorfgraben genannt) im Jahre 1971 an der Straßenkreuzung Hauptstraße – Waldstraße
neben der ehemaligen St. Anna Kapelle und wurde später nachdem es aus verschiedenen
Gründen nach dem Ausbau der Waldstraße dort keinen Platz mehr fand, auf den
Gemeindeeigenen ehemaligen Bahnplatz Ecke Sportplatzstraße – Tramweg wieder
aufgestellt.
Gestiftet wurde dieses Kreuz von Johannes Sohm und seiner Ehefrau Maria Anna
Ehinger.
Ursprünglich trug der Sockel wie auch das Kreuz bei der „Bachbruck“, das drei Jahre
zuvor errichtet worden war, den üblichen Spruch:
Dein Kreuz, o Herr, wir ehren
weil Du daran gehangen,
das Heil uns zu erlangen.
Sollt uns der Feind bekriegen,
…....
Der obere Teil der Inschrift wurde später allerdings angeschliffen und dafür eingemeißelt:
„Renoviert durch den Gemeinderat dahier
zur Ehre Gottes anno
1853“
Darunter kann man noch den Rest des Spruches lesen:
gib dass wir ihn besiegen
Erzeig und Deine Stärke
beschütz und all zusammenfallen
o, Herr, in Deinem Namen.
Es haben 2 Bürger disses creuz aufrichten lasen
Johann Sohm und seine Ehefrau Anna Ehringer
Bericht von Stefan Nopper
Kreuze und Kapelle in Grafenhausen
Zu allen Zeiten gaben gläubige Menschen ihren Glauben an Gott und ihr Vertrauen auf
seine Hilfe in menschlichen Nöten oder als Dank für Rettung aus Not und Gefahr durch
äußere Zeichen vor aller Welt kund. Dies geschah meistens durch Stiftungen oder
Errichtung von religiösen Denkmalen (Kapellen, Kreuze, Standbilder usw.) So haben auch
Leute in Grafenhausen ihr Gottvertrauen auf verschiedene Art zum Ausdruck gebracht.
Die St. Anna-Kapelle
Diese stand an der Waldstraße kurz hinter der Kreuzung zur Hauptstraße am ehemaligen
„Dorfgraben“. Ihr Ursprung liegt im Dunkel. Es ist bis jetzt kein Hinweis auf ihre Errichtung
gefunden worden. Eine erste Erwähnung der Kapelle findet sich in der Gemeinderechnung
des Jahres 1718:
„Item Christoph Maaß dem Maurer wegen getaner Arbeit in der Kirch und Kapelle ----“.
und noch im selben Jahr:
„Item dem Joseph Baldinger dem Schreiner for getaner Arbeit an dem Kapellelein ----“.
Ein weiterer Hinweis gibt eine Rechnung des Schlossers Franz Joseph Götz aus Mahlberg
vom 10. Sept. 1744:
„Was ich der Kapell vor nötige Schlosserarbeiten gemacht habe an dem Opferstock ein
neues Schloss samt einem Vorhangschlößle macht 1 fl 2ß welches mit Dank bezahlt
worden“.
Vermutlich wurde in der Kapelle der Opferstock aufgebrochen und das vorhandene
Opfergeld gestohlen.
Daß in der Kapelle geopfert wurde, zeigt ein Eintrag in der Kirchenrechnung von 1782:
„Item Opfer aus einer Kapell bezogen 1 fl 1ßpf.“
Ansonsten hören wir von der St. Anna-Kapelle weiter nichts, bis Pfarrverweser Lösch in
Grafenhausen wirkte (1824-1828). Ihm gefiel vieles nicht im kirchlichen Leben der
Gemeinde, wie wir auch an anderer Stelle lesen können. So war ihm auch diese Kapelle
ein Dorn im Auge, zumal sie scheinbar auch öfters missbraucht worden war. So schreibt er
unter dem 25. Mai 1828:
An das Erzbischöfliche Generalvikariat
„ Im hiesigen Dorfe Grafenhausen, in dem ich bis dahin als Pfarrverweser angestellt bin,
befindet sich eine alte, dem Einsturz nahe Kapelle an einer Kreuzstraße, die von
Ettenheim nach Kappel und von Wittenweier nach Ringsheim führt, ungefähr 30 Schritte
von dem Wirtshaus Sternen.
Diese Kapelle hat mir in den letzten Tagen viel Unangenehmes verursacht. Diese Kapelle,
ganz aus Holz gebaut und nur ungefähr 10 Schuhe im Quadrat, steht vielleicht schon über
hundert Jahre, ohne dass daran etwas gemacht worden wäre. Sie ist daher ihrem Einsturz
sehr nahe. Sie zu bauen oder zu renovieren hat hier niemand die Obliegenheit. Jedoch
haben schon unter den letztverstorbenen Hochw. Herrn Pfarrer Paulin Buschle
sogenannte Beschwerten angesucht, sie auf ihre Kosten ausbessern zu lassen. Allein
dieser Pfarrer hat nie eine Reparatur zugelassen, hat aber aus Klugheit nie darauf
gedrungen, sie, so gefährlich sie für Religion und Sittlichkeit ist, wegzuschaffen, sondern
abzuwarten, bis sie von selbst einfällt. Dieses nun würde eher als 2 Jahren geschehen
sein; allein in diesen Tagen hat eine gewisse M. Eva Burkhard, Haushälterin des vorigen
Herrn Pfarrers v. Wagner, die Handwerksleute angestellt, diese Kapelle auf ihre Kosten zu
renovieren, ohne beim Pfarramte noch sonst wo die Erlaubnis einzuholen. Man benützt
aber mit Vorsatz diesen Zeitpunkt, weil ich nur noch wenige Wochen hier sein dürfte und
noch kein Pfarrer da ist.
Den 21. Mai ging ich zufälligerweise bei der Kapelle vorbei und sah, dass zwei Maurer
daran arbeiteten. Ich untersagte ihnen dieses Geschäft mit dem Bedeuten, es müsse
vorerst dem Pfarramte angezeigt und von diesem die Erlaubnis zur Renovation bei
höherer christlichen Behörden nachgesucht werden. Hier berufe ich mich auf die die
hochwürdigste bischöfliche Verordnung vom 18. Januar 1826. Ich glaube dadurch die
Sache verzögern, bis der neue Pfarrer da sein würde, der diese Renovation nie zugeben
kann. Allein sie ließen bei einem hiesigen Bürger, Konrad Koch, eine Schrift an den
Hochwürdigen Herrn Erzpriester in Kippenheim machen, ohne mit dem Pfarramte
Rücksprache zu nehmen. Dass es aber für Religion und Sittlichkeit, ja selbst in physischer
Hinsicht höchst gefährlich sei, wenn diese Kapelle wieder hergestellt wird, dürfte ein
Hochwürdiges Erzbischöfliches Generalvikariat aus folgenden Tatsachen abnehmen:
Wegen dieser Kapelle herrscht in der hiesigen Gemeinde noch der gräuliche Aberglaube ,
z. B. : hat jemand das Fieber, so muss er in der Früh mit einem neuen Besen
(Reisigbesen) diese Kapelle rückwärts auskehren, darf aber dabei nicht beschrien werden;
sodann muss es diesen Besen in der Kapelle zu Ehren der hl. Anna opfern. Ich selbst
habe schon fünf solcher Besen geholt, die meisten aber bekommt der dabei wohnende
Sternenwirt oder andere Nachbarsleute, denn diese Wunderbesenwerden sodann zu
Asche verbrannt, und diese Asche hilft dann nach dem Volksglauben für Kolik, Grimmen
und andere Leibschmerzen.- Haben die Leute keine Kinder oder auch Erwachsene, so
rufen sie andere Kinder zusammen und schicken sie für ein Stück Brot in die Kapelle, um
da zu beten. Das Beten ist freilich an allen Orten gut, aber doch wie verderblich an diesem
Orte für die Kinder.- Hat jemand ein krankes Haustier, so lassen sie aus einem Stückchen
Eisenblech eine Figur einer Kröte oder eines Frosches machen und in dieser Kapelle der
hl. Anna opfern. Von ärztlicher Hilfe ist aber bei diesen Leuten keine Rede.-
Diese Kapelle ist aber der Sittlichkeit noch mehr gefährlich, denn sie ist oft ein wahres
Sündenbebäude. Da sie an der Straße nahe bei einem Wirtshause ist. So begeben sich
die ledigen Leute beiderlei Geschlechts, ja selbst verheiratete zur Nachtzeit in dieselbe,
aber nicht um zu beten, sondern um hier ihr Unwesen zu treiben. Ich selbst habe schon
3mal, weil mir dieser Unfug zu Ohren kam, welche Leute angetroffen. Besonders kam ich
an Hl. Christtage gleich nach der Betzeit dazu, wo ein Verheirateter mit einer ledigen
Weibsperson das Werk der Schande vollbrachte.---
Sollten diese Dinge nicht hinreichend sein, ein Hochw. Erzb. Generalvikariat dies Schrift
nicht unberücksichtigt beiseiteleget, sondern zur Wegschaffung der Kapelle geneigt wäre,
dieses doch nicht geschehen möchte, während dem ich noch als Pfarrverweser hier sei
muss. Denn sonst würde es mir nicht gut gehen. Ich habe ohnehin in dem schwierigen
Grafenhausen schon genug ausgehalten. Sage dann das Volk was es wolle, wenn ich fort
bin, wenn ich nur dazu beigetragen habe, dem Aberglauben zu steuern. Dieser aber wird
fortbestehen, trotz aller Belehrung, solange die Kapelle steht und noch vermehrt werden,
wenn sie wieder hergestellt ist.
Schließlich bitte ich unterstänigst ein Hochw. Erzb. Generalvikariat um gütige Nachricht
und Schonung, denn ich glaube mich in meinem Amte verpflichtet, diese Anzeige machen
zu müssen.
Grafenhausen, den 24. März 1828
Pfarrverweser Lösch
Auf diesen Bericht ergeht am 30. März 1828 ein Beschluss des Erzb. Generalvikariars an
das Dekanat Lahr in Kippenheim mit der Aufforderung, „in Bälde gewissenhaften Bericht
darüber zu erstellen“ und wie es weiter heißt:“---- geben demselben unsern Wunsch dahin
zu erkennen, dass wenn sich die Sache, wie Pfarrer Lösch berichtet, verhält, erwarten
müssen, dass die fragliche Kapelle in Bälde abgebrochen werde“.
In dem darauf folgenden Antwortschreiben an das Generalvikariat gibt der Dekan von
Kippenheim nach einem einführenden Hinweis auf seine bisherige Gewissenhaftigkeit und
Freimütigkeit in seinen Berichten folgende Stellungnahme ab:
„Die fragliche Kapelle oder vielmehr Kapellchen, denn es haben kaum 6 -8 Personen darin
Platz, kenne ich wohl. Schon wohl hindert (mal) kam ich daran vorbei. Sie steht im Ort
Grafenhausen an der Straße. In derselben war ich niemal; wußte also nicht, ob sie
baufällig seye, oder eine Reparatur nötig habe; von außen schien sie noch ganz gut zu
seyn,;bis vor etwa drey Wochen zwey Bürger von Grafenhausen zu mir kamen und
schriftlich vorstellten: dass Maria Eva Burkhard die ehemalige Haushälterin des
verstorbenen Herrn Pfarrers Wagner, eine alte Person, sich erbothen habe, die in ihrem
Ort befindliche Annakapelle reparieren zu lassen, sie bäthen deshalben um die nöthige
Erlaubnis. Da es keine Kapelle ist, in welcher Gottesdienst gehalten wird, der Pfarrkirche
also keinen wesentlichen Abtrag thut: schon über hundert Jahre steht. Da es nur eine
Kleinigkeit belangt und niemand weder die Gemeinds Kasse noch Kirchen Fabrik ins
Mitleiden gezogen wird, die Wohlthäterin auch nicht viel entbehren kann, indem sie von
Ihrem ersparten Liedlohn (Bemerkung :Liedlohn ist Dienstbotenlohn) leben muss, wollte
ich ihre fromme Ansicht nicht hemmen, und ebenso wenig, weil es eine so unbedeutende
Sache ist, ein Hochwürdigstes Erzbischöfliches Generalvikariat damit belästigen. (Die
Bisch. Verordnung vom 18. Jänner 1826 ist mir wohl bekannt). Ich gab also die Erlaubnis
dazu, umso mehr, da man mir versicherte: Hh. Pfarrverweser Lösch habe beym Vogt und
anderen erkläret: er seye dieser Reperation gar nicht entgegen.
Die Gemeinde lebt schon durch mehrere Jahre in Unfrieden unter sich, sollte ich denn
neuen Zunder zum Feuer legen? Ich glaube, dass durch Gefälligkeit, wodurch niemand
beeinträchtigt wird, durch Sanftmuth und vernünftige Vorstellungen bey diesen Leuten
vielleicht mehr bewirkt werden kann, als durch ein rohes und strenges Betragen. Ich bin
schon im 40sten Jahr Nachbar von Grafenhausen, bin nur eine halbe Stunde davon
gebohren, habe aber noch niemal von einem solchen Aberglauben oder Missbrauch nur
das mindeste gehört. Auch wohnte S.E. der Hochwürdige Herr Domdechant Burg durch 20
Jahre nur 1/4 Stunde davon, sollte denn derselbe in dieser Zeit oder dessen
Hausgenossen nicht etwas davon erfahren haben? Gewiss würde diesem Unfug auf eine
oder die andere Art abgeholfen worden seyn! Gesetzt aber auch, die Sache verhielte sich
wirklich so, dann wäre es schon längst die Pflicht des Hh. Lösch gewesen, mit vernünftiger
Belehrung und gemäßigten Ermahnungen dagegen einzuschreiten, und wenn diese nicht
gewirkt hätten, bey höherer Behörde die Anzeige zu machen, es wäre gewiss Abhilfe
erfolgt.
Es hat, leider! immer Aberglauben und Missbräuche in allen Fächern gegeben und wird
deren geben, solange die Welt steht; selbst das Allerheiligste wird damit nicht verschont:
So muß denn alles zerstört werden!-----Wie mancher hat sich bald in diesem, bald in
jenem Wirtshaus einen Rausch geholt, Tage und Nächte darin gespielt und Ärgernis
gegeben? Also muß man alle Wirtshäuser niederreißen!--- Ach! Man hat ja in wenig
Jahren schon so viel zerstört. Welchen Zweck hat man dadurch erreicht?---- Dass es von
Tag zu Tag schlimmer wird!!
Hh. Lösch bittet, die Kapelle nicht wegzuschaffen, solang er in Grafenhausen ist, weil es
ihm sonst nicht gut gehen würde. Welch ein unglückliches Bekenntnis! Sein Gewissen
sagt ihm also, wie wenig Achtung und Liebe die Gemeinde für ihn hege? Es ist ihm
gleichgültig, was das Volk von ihm sage, wenn er fort ist.--- Also ist es ihm gleichgültig, ob
ihm Fluch oder Segen nachfolge?----
Diese sind meine Unmaßgebliche Ansichten. Ich enthalte mich von fernern Bemerkungen,
um die Geduld eines Hochwürdigsten Generalvikariats nicht zu ermüden. Hochdaselbe
beliebe nun zu verfügen, was nach hochdessen Ermessen gefällig ist, ich werde jeden
Befehl pünktlich vollziehen
Kippenheim, den7ten Juni 1828 Unterschrift
Zehaczeck
Antwort auf diese Stellungnahme des Dekans von Kippenheim vom 7. Juni 1828 durch
das Erzb. Generalvikariat Freiburg: 10. Juni 1828:
Die kleine Dorfkapelle ist dem Referenten wohlbekannt, sie verdient eigentlich den Namen
Kapelle nicht, da sie kaum 8 Schuh lang und 6 Schuh breit ist und auch keinen religiösen
Zweck hat. Es ist darin ein Altärchen mit einem Bildnis (Statue) der St. Anna angebracht
nebst einigen Betstühlen. Schon vor einigen Jahren sollte sie repariert werden, Referent
hatte es aber in der Eigenschaft als bischöfl. Kommisarius verhindert und wollte sie
zusammenfallen lassen. Bei den fortwährenden bürgerlichen Unruhen in der Gemeinde
hielt man es nicht für nützlich, ihre ganzheitliche Zerstörung anzuordnen. Die
Beschwerten, welche H. Vikar Lösch gegen dieses Kapellchen macht, mögen nicht
unbegründet sein, allein er hätte sie dem erzb. Dekanate in Kippenheim vortragen und sie
von demselben mit gehorsamer Kooperation sistieren und verhindern sollen. Dazu hatte er
aber nicht Mut genug und Furcht vor Misshandlungen von dem Pöbel in Grafenhausen, er
zog es daher vor, die Reperation baldmöglichst vor sich gehen zu lassen, und um Zeit zu
seiner Abreise zu gewinnen, bei dem erzbischöfl. Generalvikariat auf Zerstörung der
wieder reparierten Kapelle anzutragen.
Referent kann zwar die Gründe nicht billigen, welche das Dekanat Kippenheim für die
Beibehaltung dieser Kapelle vorträgt, kann aber doch nicht wünschen, dass dasselbe
durch eine anzuordnende Zerstörung dieser Kapelle wegen der übereilten Ertheilung der
Erlaubnis zur Reperation öffentlich kompromittiert werde, besonders da die Reperation,
wie Referent vor wenigen Tagen mit eigenen Augen gesehen hat, schon vor sich
gegangen ist, und trägt daher darauf ein, dass folgendes Antwort von dem Dekanat
erlassen werde.
Man habe es nicht gerne gesehen, dass das erzb. Dekanat den Bürgern von
Grafenhausen die Erlaubnis erteilt habe, das baufällige Annakapelchen in diesem Dorfe,
welches gänzlich ohne religiösen Zweck ist, wieder zu reparieren. Weil nun aber die
Reparation schon erfolgt sey, wolle man aus besonderen Rücksichten die Zerstörung
dieses Kapellchens nicht sogleich anordnen, sondern dem künftigen Pfarrer überlassen,
dasselbe auf ein schickliche Weise zu entfernen. Einstweilen aber müsse man, um allen
Missbrauch dieses Kapellchens zum Aberglauben und zur Unsittlichkeit zu verhindern, auf
das strenge achten, dass die Türen desselben,
welche aus einem durchsichtigen starken Gitter bestehen können, an Werktagen und zur
Nachtzeit verschlossen bleiben und der Schlüssel dazu in dem Pfarrhause aufbewahrt
werde.
Am 1. Juli 1828 schreibt der Dekan an
Hochwürdigstes, Hochpreißliches
Erzbischöfliches Generalvikariat
Zufolge hochverehrlichem Beschluß vom 10.ten d., die Verschließung der sogenannten
Anna-Kapelle in Grafenhausen betreffend: wurde dem neu bestellten Pfarrer allda der
hohe Befehl eröffnet, vermög welchem die Kapelle an Werktagen und zur Nachtzeit
geschlossen seyn und der Schlüssel im Pfarrhaus aufbewahrt werden solle.
Anbei muss ich bemerken und habe die Ehre zu versichern, dass ich niemals in die
Reperation derselben eingewilligt haben würde, wenn ich nicht überzeugt gewesen wäre,
dass Leidenschaft und Rachsucht die Triebfeder der Zerstörung seyen, welches abermals
ein böses Licht auf den ganzen geistlichen Stand geworfen hätte.
Kippenheim den 28ten Juni 1828
Zehaczeck
Dann erfahren wir vorläufig nichts mehr von der Kapelle. Der genaue Abrißzeitpunkt
konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden. Doch in einem Ruggericht aus dem Jahr
1839 haben ...“das Pfarramt so wie auch Gemeinderat und Ausschuss angegeben, dass
die neben dem Wachthaus stehende Kapelle nicht nur ganz überflüssig sei, sondern auch
blos zur Beförderung des Aberglaubens und der Unsittlichkeit diene und daher abgeschafft
werden sollte.“
Das Amt Ettenheim meinte dazu am 13. JUNI 1840:
„ In dem amtlichen Ruggerichtsprotokoll kommt hierüber nichts vor, und man kann daher
auch den Stand der Sache nicht beurteilen. In jedem Fall scheint es nötig, die Verhältnisse
näher zu erheben und sohin innerhalb 6 Wochen besonderen Bericht hierüber zu
erstellen.“
Darauf meldet am 25. Juni 1840 das Bezirksamt Ettenheim, „ dass die Kapelle längst
umgeschafft worden sei.“
So dürfte die St.- Annakapelle Ende 1839 oder Anfang des Jahres 1840 abgebaut worden
sein.
Über den Weg, den die in der Kapelle sich befundene ST. Anna-Statue nahm, gibt es
anfangs zwei Möglichkeiten:
1. Der Zimmermann und Nachtwächter Felix Drexler(OSB 504) nimmt beim Abriss die
Statue an sich und gibt sie weiter an seinen Sohn Felix (OSB 507) , der die Katharina Saal
(OSB 2689) heiratet.
2. Felix Saal (OSB 507) nimmt als ehemaliges Mitglied der kurz zuvor aufgelösten
Rosenkranzbruderschaft die Statue an sich und übergibt sie seiner Tochter Katharina
(Bemerkung: vielleicht als Hochzeitsgeschenk), die, wie oben in Punkt1. Angegeben, den
Zimmermann Felix Drexler (OSB 507) heiratete.
Der weitere Weg dürfte klar sein: die Tochter aus dieser Ehe, Helene, die den Maurer
Raimund Trensel heiratet, übergibt die Statue an ihre Tochter Anna Maria Trensel. Hier
beginnt nun der gesicherte Weg, denn bei Anna Trensel wurde die Figur noch in voller
Bekleidung von noch heute lebenden Augenzeugen gesehen.
Anna Trensel „vermachte“ die Statue noch vor ihrem Tode (4.05.1952) dem Kindergarten,
(weil sie befürchtete, so ihre Aussage, ihr Sohn Josef, der sich in Altdorf verheiratet hatte,
würde die Figur „verschachern“).
In der Nachfolgezeit wurden die Schwestern nach und nach abberufen, und die Statue
geriet in Vergessenheit. Als die „Alte Kinderschule“ 1987 abgerissen wurde, kümmerte sich
scheinbar niemand um das alte Inventar, das die Schwestern hinterlassen hatten. Beim
Abriss des Gebäudes nimmt der Zimmermann Albert Drexler verschiedene Figuren, die
auf dem Speicher oder in der leerstehenden Wohnung herumstanden, an sich, darunter
auch die St. Anna-Statue, bestimmt in Unkenntnis ihrer Herkunft.
Der Zimmermann Albert Drexler war der Enkel des Zimmermanns Felix Drexler, dessen
Ehefrau Katharina (s.o.) die Statue einst erhalten hatte. Damit schließt sich wieder der
verwandtschaftliche Kreis von einst zum jetzigen Besitzer.
Bericht von Stefan Nopper
Kreuze und Denkmale auf unserem Friedhof
Das älteste in unserer Gemeinde vorhandene Steinkreuz ist das Friedhofskreuz, das jetzt
gegenüber dem Durchgang vom alten zum neuen Friedhof seinen Platz gefunden hat.
Sein ursprünglicher Standort vor 1810 auf dem Friedhof ist unbekannt. Es stand aber
immer auf dem Friedhof. Errichtet wurde es im Jahre 1730. Der Stifter ist unbekannt wie
auch der Grund seiner Errichtung. Im Jahre 1802 wurde es renoviert. Beim Bau der
Friedhofsmauer 1809/10 musste es versetzt werde, da es dem Mauerbau im Wege stand.
Im Rechnungstext heißt es, es wurde „abgebrochen“. Dabei ist nicht klar, ob damals das
Kreuz beschädigt oder nur versetzt worden war. Es wurde an der Nordwand der
Friedhofsmauer neu aufgestellt nachdem der senkrechte Kreuzstamm von Steinhauer
Andreas Maltzner auf Verlangen der Gemeindevorgesetzten „Unsichtbar“ verkürzt worden
war. Hier hatte es seinem Platz und diente später als Zierde für das ehemalige hier
angelegte alte Kriegerdenkmal, bis am selben Platz das neue Kriegerdenkmal errichtet
wurde. Zu dieser Zeit wurde dieses Kreuz an der Westseite der Friedhofsmauer neben der
1969 erbauten Leichenhalle wieder aufgestellt. Und nun hat es, wie schon erwähnt, auf
dem neuen Friedhofsgelände seinen jetzigen Platz gefunden.
Die Sockelinschrift lautet:
Herr gedenke meiner
wenn ich einst sollte
vergessen deiner
+ + +
Betet ein Vater unser
für die armen Seelen
Anno 1730
Renoviert anno 1802
Das zweite Friedhofskreuz steht auf der Ostseite nahe beim östlichen Eingang. Es
wurde errichtet von Matthias Schwab, aus dessen ersten Ehe drei Kinder entstammten,
aber alle drei im frühesten Kindesalter verstarben. Vielleicht war dies der Grund für die
Errichtung des Kreuzes als Bitte für gesunden Kindersegen, dann als „Bauer“ war es
begütert.
Das Kreuz muss später beschädigt worden sein, denn ein Text auf der Sockelvorderseite
sagt:“ Dieses Kreuz ist gesetzt von Matthias Schwab wiederhergestellt von Landelin
Köbele und Wendelin Saal 1838“
Landelin Köbele war Bauer, Vogt und Kirchenpfleger und verheiratet mit Ursula Saal, der
Schwester des Wendelin Saal. Die beiden Schwäger haben das Kreuz 1838 wieder
hergestellt.
Nachdem das Kreuz bei einem Sturm zerstört worden war, wurde es neu hergestellt, was
auch die Gestaltung und die „moderne“ Beschriftung bestätigt. Der Text auf der linken
Sockelseite sagt:“
Durch Sturm zerstört wurde das Cruzifix neu hergestellt und das Creuz erneuert durch
freiwillige Beiträge und Zuschuss aus der Gemeindekasse in der Carwoche 1885“. Dazu
verkündete der damalige Pfarrer Schäfle an Allerheiligen 1884:“ Ich bin angegangen
worden zum Berufe der Wiederherstellung des Kruzifix-Kreuzes auf dem Gottesacker eine
Sammlung zu veranlassen. Ich bin hierzu gerne bereit und nehme Gaben, so gering sie
sein mögen, im Pfarrhaus entgegen. Und sofern das Ergebnis dieser Kollekte es
ermöglicht, werde ich für die Wiederherstellung besorgt sein und am Schluss öffentlich
Rechnung ablegen.“ Bis Ende 1884 wurden 58,58 Mark gespendet.
In der Karwoche des Jahres 1885 wurde das Kreuz, wie der Text auf der linken
Sockelseite sagt, aufgerichtet. Bis dahin wurden 180 Mark gespendet. Die Gesamtkosten
betrugen 185 Mark. Über der oben erwähnten Widmung steht auf der Sockelvorderseite
die Mahnung: „ Seht hin auf Jesum den Stifter und Vollender des Glauben, des das Kreuz
erduldete. Aber nun sitzt es zur Rechten des Thrones Gottes“.
Und am Kreuzesstamm zu Füßen des Gekreuzigten wie auch an dem anderen
Friedhofskreuz
Herr gedenke meiner
wenn ich einst sollte
vergessen deiner
Betet ein Vater unser
für die armen Seelen
Die Lourdes Grotte
Eine weitere Andachtsstätte auf unserem Friedhof ist die Lourdes Grotte. Sie steht an der
südöstlichen Chorwand der Kirche. Pfarrer Schleicher hat sie am 10. Mai 1914 im Rahmen
einer Maiandacht mit Predigt über Lourdes und Andacht an der Grotte eingeweiht.
Bericht Stefan Nopper
Zur Verfügung gestellt von Rudi Rest