Arbeitskreis Historie Kappel- Grafenhausen
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Fleschuff - Brunnen

Der Fleschuff - Brunnen „Ein Stück Lebensqualität in Kappel“ so berichtete damals die Zeitung von der Einweihung des „Fleschuff- Brunnen von Ulrich Fürneisen auf dem Rathausplatz in Kappel am 19. August 1993. Kurz bevor das 7. Dorffest bei den Pappeln seinen Anfang nahm, strömten unzählige Zuschauer auf den herrlichen Rathausvorplatz und wohnten einer Zeremonie bei: Bürgermeister Raimund Halter und der in Kappel heimisch gewordene Künstler Ulrich Fürneisen enthüllten den neu erstellten „Fleschuff-Brunnen“, der seitdem den Platz ziert. Nach einleitenden Takten der Kappler Musikkapelle hieß Halter alle Gäste herzlich willkommen. In seiner Laktation würdigte der Rathauschef die Initiatoren, allen voran den in Kappel ansässigen Zahnarzt Dr. Holger Bürkel, der den Brunnen mit einer großzügigen Spende erst möglich machte. Dann galten Dankesworte an den Künstler Ulrich Fürneisen und allen, die ihren Beitrag zu diesem gelungenen Werk geleistet haben. Das Gemeindeoberhaut zeigte sich recht stolz, dass der Brunnen einen solchen Markanten Platz erhalten hat. Früher seien die Brunnen lebensnotwendig gewesen, meinte Halter und über den Stoff „Wasser“ mache man sich heute wieder mehr Gedanken, wo Flüsse und Teiche trübe aussehen und Lebensgrundlagen teilweise untauglich werden. Der gelungene Brunnen strahle Erfrischung und Kunst zugleich aus. Mit diesem Werk sie die Dorfentwicklungsmaßnahme im Rathausbereich abgeschlossen. Der Künstler selbst gab einen Einblick in die Entwicklungsphase. Viele kreative Einfälle mussten verwirklicht werden. Menschen und Land sowie die Kunst mussten in Einklang gebracht werden. So habe Kappel, einst ein Fischerdorf, viel für diesen Brunnen hergegeben. Es ist nach den Worten von Fürneisen kein Wunder, dass ein Fleschuff – ehemals ein Kasten zum Fischfang - aus 200 Kleinteilen zusammen modelliert wurde. Ein Fischernetz und ein Paddel, das als Achse den Mittelpunkt darstellt, geben dem Brunnen den Hauch der alten Kappler Tradition. In seiner Heimatstadt hat Fürneisen das Ganze zunächst in Wachs modelliert, später in der alten Schule ein regelrechtes Atelier eingerichtet. Fürneisen ist es gelungen, die Natur in ihrer Wesensart zu verkörpern. Der 2,40 Meter hohe Brunnen mit 14 Wasserleitungen hat ein Gewicht von über zwei Tonnen und ein Durchmesser von 2,15 Meter. Dem Kirchlichen Segen erteilte der Ortsgeistliche Pfarrer Werner Pohl. Er ging in seiner Ansprache auf die inhaltliche Bedeutung einer Segnung ein und erläuterte, weshalb gerade ein Brunnen den Segen Gottes erfahren würde. Wenn auch der direkte Bezug etwas fehle, so käme alles von Gottes Hand, auch die Fähigkeiten und Möglichkeiten, die der Mensch mit seinem Geist und mit seinen Händen gestaltet. Dieser Brunnen sei eine Zier, ein Ausdruck von Kultur, Religion und Geschichte. Bericht Badische Zeitung Der Fleschuff – Brunnen Marga Kohr Ettenheim 1994 Als sich die Gemeinde mit der Neugestaltung des Rathausplatzes in Kappel befasste ging der Gedanke einher hier ein Brunnen zu errichten. Der Zeichner und Bildhauer Ulrich Fürneisen aus Düsseldorf, welcher seit Jahren regelmäßig in den Sommermonaten im Taubergießen und in den Rheinwäldern unterwegs war, bekam den Auftrag einen Model zu entwerfen. Als er eine Ideen zum Rathausplatz und Brunnen ausarbeitete, floss von all dem etwas in das Werk ein. Das Pflaster auf dem Platz vor dem Rathaus zeigt die Umrisse eines Fisches, denn es ist davon auszugehen, dass Kappel durch Fisch und Fischer entstanden ist. Im Herzen des Fisches steht der Brunnen, der all das vergegenwärtigt, was für die Menschen die hier lebten in Zusammenhang mit der Natur relevant gewesen ist und teilweise noch ist. Es ist ein Brunnen, in dem sich die Landschaft spiegelt, die Wirkung der Landschaft auf die Bewohner und auch umgekehrt. Natur und Geschichte lieferten das Material für den „Fleschuff Brunnen“, in Bronze gegossen ein dauerhaftes Wahrzeichen. Auch die späteren Generationen sollen die Zusammenhänge von Natur und Kultur ihrer Vorfahren erkennen, die hier in der Rheinebene, einen Platz gefunden haben, den ihnen Brot und Wärme bot, die Grundlage, die ein Mensch zum Leben und zur Entwicklung braucht. So wird das Kernstück dieses Landschaftsbrunnens durch zwei Fischkästen von denen länglich gestreckte Fleschuff heißt. „Flosschiff“ bedeutet das alte Wort. Es sind die durchlöcherten Kästen aus Holz, von denen das Fleschuff an einer Seite der Fischerboote befestigt wurde. In ihm wurde der Fang, die lebenden Fische, verstaut. Sie lagen im Wasser während der Fahrt. Das Wasser konnte hinein fliesen, die Fische blieben am Leben und somit frisch bis sie verkauft wurden und das war oft erst auf dem Markt in Straßburg der Fall. Netz und Seile und natürlich ein Paddel stellen das Gerät des Fischers dar. Das Paddel wurde in unserer Gegend von alther „Riehen“ genannt: Er war das Ruder, zum „einreihen“ des Schiffes in den Strom. Von welcher Seite man auch den Brunnen sieht, überall kommt etwas Neues zum Vorschein, das des Betrachtens wert ist. Alles was auf des Wassers Grund gehört, ist da: der Kies, die Algen und das Moos, Teichrosen und Flußkrebse, Muscheln und Wurzelholz. Der Huflattich und der Hahnenfuß als wasserliebende Pflanze und Baumpilz „wachsen“ am Rande, kleine Frösche sitzen daneben. Ein Baumstumpf liegt da und verrottendes Holz, denn Natur ist auch Sterben und Untergang. Die Rheinbegradigung wirkt sich aus und ändert stetig die Landschaft und somit die Lebensumstände, die mehr und mehr bedroht werden. Angeschwemmtes natürlicher Herkunft gibt es im Brunnen in Fülle: Nüsse, Schneckenhäuser, Federn, ein Fischskelett und ein Rehkiefer, ein Waabenstück und Hanfund Tabakblätter, die wiederum auf die Arbeit der Menschenhinweisen: Hanf für Seile und Netze Tabak für die Zigarettenindustrie. Was der Fischer bei der Arbeit braucht und mitunter im Arbeitsfeld liegengelassen hat, hat Fürneisen in den Brunnen verarbeitet: Stricknadeln, womit die Netze gestrickt wurden, Module, die die Maschenweite bestimmten und auch das Schöpfle, mit dem das Wasser aus dem Boot geschöpft wurde. Ein großer Brocken im Brunnen ist der Grenzstein, der auf der einen Seite das Badische Wappen trägt und auf der anderen die Insignien E:L. Für Elsaß Lotringen. Die Oberseite des Steines zeigt die Grenzmarkierung zwischen Kappel, Rust und Rheinau. Dieser Grenzstein stammt aus dem Musikantenwinkel. Von dem Punkt aus sind die ersten Auswanderer nach Kanada gezogen; sie wurden mit Musik verabschiedet aus dem Vaterland. Letztlich ist tief zwischen dem Gewusel aus Fischen und Pflanzen, ein Zahn versteckt. Er ist ein Hinweis auf den Stifter des Brunnens, Dr. Holger Bürkel und gleichzeitig auf das heutige Kappel, das die Rheintalklinik innerhalb seiner Grenzen birgt, ein Unikum für Zahnimplantologie. Der Brunnen regt zum Denken an. Er hat eine Äußere Wirklichkeit: Die Hinweise auf Sachen, die zum Hinterfragen anregen sollen. Und er hat eine innere Wirklichkeit, die die Frage nach den neuen Bezügen aufwirft. Rund anderthalb Jahre hat Fürneisen an dem Brunnen gearbeitet. Er wohnte in dieser Zeit in der alten Schule, in der ein Klassenzimmer zum Atelier umgestaltet worden war. Seit einem Jahr steht der Brunnen auf dem Platz in der Mitte der Gemeinde. Er fügt sich ins Ortsbild ein und ist an erster Stelle schön anzusehen und reizt naher hinzuschauen. Aber dieser Landschaftsbrunnen ist unendlich viel mehr. Er ist ein Museum in Kurzfassung. Er gibt ein Stück Geschichte der Gegend und seiner Bewohner wieder. Er will zeigen, bewahren und die Phantasie anregen. Das Wasser, das Lebenspendende, fließt hindurch. Die Bronzenem Fische springen mit; Zeichen des Leben und der Lebendigkeit. So wie der Fleschuff von alther dazu diente, die Fische lebendig ans Ziel zu bringen, so will der Fleschuff-Brunnen ein Stück Geschichte von Kappel, von der Großartigen Natur und von den Bewohnern der Gegend lebendig in die Zukunft übertragen.

 

 

Beitrag von Rudi Rest 2022

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