Arbeitskreis Historie Kappel- Grafenhausen
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Das Paulis Kreuz

Karl Löffel durch Blitzschlag vor 140 Jahren getötet Das „Paulis-Kreuz“ erinnert.                                    Ein schrecklicher Unfall ereignete sich am 7. August 1883 auf dem Rheininnendamm, woran heute noch ein Kreuz erinnert. Der gerade mal 18-jährige Taglöhner Karl Löffel, der als Faschinen-Helfer arbeitete, kam durch einen Blitzschlag zu Tode. Die Mitglieder des Arbeitskreises Historie haben in dieser Sache in Gemeinde- und Pfarrarchiven recherchiert und sind dabei im Sterbebuch von Kappel auf interessante Hinweise zu diesem schrecklichen Unglücksfall gestoßen. Karl Löffel, geboren am 01.03 1865, war das 8. von 9 Kindern der Familie Paul Löffel, Bauer (*1826 †1907), verheiratet mit Amalia Buchholz (*1826 †1892). Hier eine Transkription des Sterbeeintrags aus dem Sterbebuch Kappel vom damaligen Pfarrer Felix Koch aus dem Jahr 1883:

 

 

Nota:                                                                           Ein heftig Gewitter von Nord-West schlug in eine Faschinenhütte, in der Arbeiter Schutz suchten; u. dieser Karl Löffel wurde plötzlich getödtet und acht andern betäubt u. mehr u. weniger verlezt theils am Fuß, Arm, theils am Rücken u. soweiter. Wenn nicht schnell durch andere Arbeiter Hilfe gekommen, wären alle diese erstickt. N°14. Im Jahre 1883 am 7ten August wurde vom Blitze getödtet bei der Arbeit am neuen Rheindamm und wurde am 10. August durch Unterzeichneten auf hiesigem Gottesacker beerdigt: Karl Löffel – 18 Jahre und 4 Monate alt – ehelicher Sohn der hiesigen Bürgersleute Paul Löffel und der Amalia Buchholz. Zeugen: die Legalinspektion und der hieisge Meßner Jakob Müller. Kappel a. Rh., den 10. August 1883 Felix Koch Pfarrer                                          Nota ist lateinisch und steht für „Note“ (Begriffsklärung).

Ein Gedenkkreuz, welches im Volksmund in Kappel als das „Paulis-Kreuz“ bekannt ist, erinnert an den schrecklichen Unfall. Am Hochwasserdamm, ca. 1,5 km rechts von der Straße zur Rheinfähre nach Rhinau, im Gewann „Breitsand“ befindet sich ein weißes Kreuz und erinnert an den schrecklichen Unfall. Wer das Gedenkkreuz einst aufstellen ließ, ist nicht überliefert worden, so könnten zwei Vermutungen zutreffend sein: Es könnte davon ausgegangen werden, dass die erwachsenen Kinder der Familie Löffel, Rosa und Joseph, welche nach Chicago ausgewandert und dort ins Bäckerhandwerk eingestiegen sind, die Familie hier in Kappel finanziell unterstützten und daher an der Unglücksstelle später ein Kreuz aufgestellt wurde. Eine zweite Vermutung könnte aber auch sein, dass die acht Überlebenden dieses Unglücks zum Gedenken an den Verstorbenen an der Unglücksstelle ein Kreuz aufstellen ließen. Woher der Name „Paulis-Kreuz“ kommt, könnte wie folgt damit zusammenhängen. Es war früher, so auch in unserer Gemeinde üblich, dass man, wenn es viele Familien mit demselben Nachnamen gab, diesen einen sogenannte Beinamen oder Übernamen gab. Das sogenannte „Paulis-Kreuz“ ist eine Ableitung vom Vater, Paul Löffel, des verunglückten Sohnes Karl. Auch ältere Generationen in Kappel sprachen früher von der Familie „Pauli“, welche in Verbindung mit der Familie Löffel stand. Begriffserklärungen: Taglöhner waren früher Menschen, welche kein festes Arbeitsverhältnis hatten und somit immer wieder kurzfristig neue Arbeit annahmen. Über die Jahrhunderte hinweg verbindet man mit der Taglöhnerei lediglich „ein Leben von der Hand in den Mund“. Als Faschinen, das Wort kommt aus dem Lateinischen, werden Reisigbündel und Weidenwellen bezeichnet, welche zur Sicherung des Rheindammes gegen Hochwasser auch hier bei uns verwendet und eingebaut wurden. In alten Archivunterlagen ist zu lesen, dass in Kappel jeder Hofbesitzer eine gewisse Anzahl von Weidenstöcken zum Hochwasserschutz zu pflanzen hatte.            Bericht: Rudi Rest, AK Historie   

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