Arbeitskreis Historie Kappel- Grafenhausen
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Sühnekreuz im Ellenbogenwald

Das älteste Sühnekreuz auf der Kappler Gemarkung – Geschichte und Deutung .                                                                                Durch intensive Recherchen sowohl im Dorfsippenbuch als auch in alten Kirchenbüchern, insbesondere in den Sterbebüchern der katholischen Pfarrgemeinde Kappel ist man beim vermutlich ältesten Sühnekreuz auf der Kappler Gemarkung auf interessante Hinweise gestoßen. Im Ellenbogenwald, in unmittelbarer Nähe der Waldhütte, weist ein kleines, unscheinbares steinernes Kreuz auf ein vor 240 Jahre Unglücksfall hin. Erste Untersuchungen der erhaltenen Inschrift, bestehend aus den vier Buchstaben Ci und GL sowie der Jahreszahl 1785, führten im Kappler Dorfsippenbuch zum Namen des 47-jährige Bauer und Bürger Cyprian Glück, der nach den vorhandenen Hinweisen am 9. Dezember 1785 im Wald verunglückte und verstarb. Erst die Einträge im Kappler Sterbebuch liefern genauere Informationen: Todeseintrag: „Im Jahr 1785 am 9. Dezember ist verstorben Cyprian Glück, Bürger von hier und verheiratet mit der Ursula Musler, nachdem er im Gemeindewald von einem Baumstamm getroffen wurde. Er wurde mit dem Bußsakrament und der letzten Ölung versehen und von mir unterzeichnetem Priester am nächsten Tag auf dem Friedhof der Pfarrkirche im Beisein der Zeugen Joseph Glück und Lorenz Glück, Bürger und Brüder des Verstorbenen, die gemeinsam mit mir unterschrieben haben, beerdigt“. Die Eintragung aus dem Kappler Sterbebuch in lateinischer Schrift Deutung der rätselhaften Inschrift Rätselhaft blieben jedoch lange Zeit die vier Buchstaben der zweiten Zeile der Inschrift auf dem Kreuz. Hier konnten Dr. Harald Drös (Wissenschaftliche Stelle der Deutschen Inschriften, Heidelberg) und Johannes Krämer (Archivmitarbeiter der Erzdiözese Freiburg) mit zwei möglichen Deutungen weiterhelfen. Demnach ist die zweite Zeile als Tagesangabe zu lesen: „die idus quinto“ – also nach römischer Kalenderrechnung „am fünften Tag vor den Iden“. Dies entspricht vier Tagen vor dem 13. des Monats, womit sich der 9. Dezember ergibt – also genau der überlieferte Todestag. Das „C M“ in der Inschrift könnte für den alten deutschen Monatsnamen „Christmonat“ (= Dezember) stehen. Denkbar ist außerdem, dass das D am Anfang der Zeile anders aufzulösen ist, vielleicht analog zu anderen inschriftlichen Sterbevermerken als D(enatus) = „gestorben“. In diesem Fall wäre die Inschrift insgesamt zu übersetzen mit: „Cyprian Glück, gestorben am fünften Tag vor den Iden des Christmonats 1785.“ Die Bedeutung der Buchstaben im Kreuz Ci (yprian) GL (ück) D(ie) I(dus) 5 C(hrist) M(onats) 1785 Stiftmesse Das kleine Kreutz im Ellenbogenwald Eine weiter Eintrag in Kirchenbuch weißt auf Stiftungen von heiligen Messen an Jahrestagen hin in der folgendes Erwähnt wird. Jahrzeit: Für Cyprian Glück, Bürger, wurde von Ursula Musler dessen Tod eine ewige Jahrzeit mit Gesang errichtet um 30 Gulden. Jener verstarb am 9. Dezember 1785, nachdem er im Gemeindewald von einem Baumstamm getroffen wurde. Die Familie Glück Die Eltern von Cyprian Glück waren Franz Josef Glück, Wirt zum „Löwen“, Heimburger und Gerichtsmann, und Maria Josepha Theresia Lichtenauer, Tochter eines Bürgermeisters und Wirts aus Kenzingen. Als viertes von sieben Kindern der Familie wurde Cyprian Glück am 03.09.1738 geboren. Im Taufbuch von Kappel ist er als Franz Anton Cyprian eingetragen. Sein Rufname war jedoch Cyprian, ein zu dieser Zeit in Kappel sehr geläufiger Vorname. Die Beliebtheit erklärt sich da durch, dass die katholische Pfarrkirche die Heiligen St. Cyprian und Justina zum Kirchenpatron hat. Cyprian Glück war dreimal verheiratet und hatte insgesamt fünf Kinder. Steinalte Kreuze sind Zeugen von Schuld und Sühne Bereits im Mittelalter wurden viele Sühnemäler aufgestellt, vor allem für Menschen, die unverschuldet zu Tode kamen. Die steinernen Kreuze sollten das Seelenheil retten. Sie dienten als Gedenkzeichen für Menschen, die durch Mord, Totschlag oder Unfall gestorben waren. Dem Stein- oder Sühnekreuz kam dabei eine besondere Bedeutung zu. Es wurde üblicherweise am Tatort errichtet. Vorübergehende waren angehalten, dort zum Gebet zu verweilen und dem Opfer zu helfen, vom Fegefeuer in den Himmel zu gelangen. Nach damaliger Vorstellung blieb das Opfer im Fegefeuer gefangen, weil es so plötzlich starb, dass es die Sterbesakramente nicht mehr empfangen konnte. Nur viele Gebete konnten helfen.                                                                                                                                   Bericht und Recherchen Rudi Rest ,          Arbeitskreis Historie 

25-11-28 Glück Pressebericht.pdf
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